Triple-Osteotomie
Die Hüftdysplasie gehört zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Skelettsystems1. Wird sie in den ersten Lebensmonaten diagnostiziert, sind konservative Behandlungsmethoden meist ausreichend. Insbesondere im Jugend- und Erwachsenenalter lässt sich die Fehlbildung dagegen oft nur operativ beheben. Als besonders hilfreiches Verfahren hat sich hier die Triple-Osteotomie bewährt. Wie diese Operation abläuft, was Patienten beachten müssen, und welche Nachbehandlungen empfohlen werden, wird nachfolgend vorgestellt.
Triple-Osteotomie in Kürze:
- Heilung: Sitzen nach ca. 6 Wochen, Vollbelastung ohne Gehhilfe nach 3-4 Monaten
- Indikationen: Hüftdysplasie
- Reha: stationäre oder teilstationäre (ganztägig ambulante) Anschlussheilbehandlung
- Durchführung: stationär, Operation unter Vollnarkose
Was ist eine Triple-Osteotomie?
Die Triple-Osteotomie wird auch als dreifache Beckenosteotomie bezeichnet. Es handelt sich um ein spezielles Operationsverfahren zur Behandlung einer Hüftdysplasie, vorrangig bei Jugendlichen und Erwachsenen. Das Verfahren wurde in den 1970er Jahren vom Kinderorthopäden Dietrich Tönnis entwickelt und wird seitdem in vielen Kliniken Deutschlands angewandt. Das Prinzip hinter der Operation: Sämtliche knöchernen Verbindungen zwischen Hüftpfanne und Hüftbein werden getrennt (Osteotomie). Danach wird das Hüftgelenk neu ausgerichtet und fixiert.
Wann wird eine Triple-Osteotomie durchgeführt?
Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine Fehlbildung, die weitreichende Folgen haben kann. Betroffene leiden häufig unter Schmerzen im Hüftgelenk, in den Leisten oder sogar in den Knien. Durch die Fehlbildung kann zudem ein vorzeitiger Gelenkverschleiß begünstigt werden. Eine Arthrose in der Hüfte (Coxarthrose) ist die Folge. Schätzungsweise 10 % aller Operationen an der Hüfte, bei der ein künstliches Hüftgelenk aufgrund einer Coxarthrose eingesetzt wird, sind entweder auf eine Hüftdysplasie oder eine Hüftluxation zurückzuführen2.
Eine Triple-Osteotomie des Gelenks sollte deshalb bei symptomatischen Hüftdysplasien möglichst frühzeitig erfolgen, um zukünftige Schäden in der Hüfte abzuwenden. Der Vorteil bei diesem Eingriff ist, dass er sogar bei bereits beginnender sowie bei fortgeschrittener Arthrose im Gelenk durchführbar ist. Um zu prüfen, ob eine Triple-Osteotomie der Hüfte ratsam ist, wird der sogenannte Tönnis Arthrose Score bestimmt. Ab einem Grad von 2 auf der dreistufigen Skala ist die Triple-Beckenosteotomie nicht mehr empfehlenswert3.
Wie ist der Ablauf bei einer Triple-Osteotomie?
Der konkrete Ablauf bei einer Triple-Osteotomie am Becken bzw. an der Hüfte hängt stark davon ab, wo bzw. auf Basis welchen Verfahrens der Eingriff durchgeführt wird. Zwar ist in den meisten Fällen die Operation nach Tönnis gemeint, es gibt jedoch auch andere Verfahren für Beckenosteotomien, die hinsichtlich des Ablaufs abweichen können.Die Operation selbst erfolgt unter Vollnarkose.
Der Patient befindet sich dabei in Seitenlage und muss während des Eingriffs umgelagert werden. Zunächst wird über einen Hautschnitt ein Zugang zum Sitzbein geschaffen, welches anschließend von der Pfanne getrennt wird. Danach folgt dieselbe Vorgehensweise zunächst am Schambein, dann am Darmbein. Sobald die Osteotomie (Durchtrennung der Knochen) vollzogen wurde, wird die Pfanne neu ausgerichtet, wobei ein Bildwandler zur Hilfe genommen wird. Sitzt die Pfanne in der korrekten Position im Gelenk, erfolgt die Fixierung mithilfe verschiedener Schrauben4.
Welche Komplikationen können bei einer Triple-Osteotomie auftreten?
Die Triple-Osteotomie an der Hüfte ist keine Operation, die garantiert risikofrei verläuft. Deshalb ist eine umfassende Aufklärung der Patienten bereits vor dem Eingriff essenziell. Betroffene, die eine Triple-Beckenosteotomie durchführen lassen möchten, sollten sich idealerweise für einen Arzt entscheiden, der für diese Operation die nötige Erfahrung vorweisen kann.
Starke Blutungen im Hüftgelenk: Blutungen gehören zu den Standardrisiken dieser Operation. Früher wurde deshalb vielen Patienten geraten, bereits vor der OP mehrfach Eigenblut zu spenden, um auf die Verwendung von Fremdblut verzichten zu können. Dank neuerer Verfahren ist dies jedoch heutzutage vielfach nicht mehr erforderlich.
Nervenverletzungen: Ein weiteres Risiko betrifft mögliche Nervenverletzungen, da zahlreiche Nerven direkt am Hüftgelenk lokalisiert sind. Weitere mögliche Komplikationen ergeben sich aufgrund von nicht intendierten Knochenbrüchen, Infektionen, Thrombosen und Wundheilungsstörungen. Viele dieser Risiken sind allerdings nicht nur für die Triple-Osteotomie bei Hüftdysplasie charakteristisch, sondern können auch bei anderen Operationen auftreten.
Wie sieht die Nachbehandlung bei einer Triple-Osteotomie aus?
Nach der operativen Behandlung des Hüftgelenks sind Patienten für eine längere Zeit nicht voll einsatzfähig. Noch im Krankenhaus beginnt die Nachbehandlung:
- individuelle Medikation gegen die Schmerzen
- krankengymnastische Übungen
- nach wenigen Tagen kann mithilfe von Gehhilfen ein erstes Bewegungstraining erfolgen. Eine volle Belastung von Hüftpfanne, Hüftkopf und Co. ist vorerst nicht möglich. Auch Sitzen ist in der ersten Zeit nur bedingt erlaubt.
Wie schnell verläuft die Heilung bei einer Triple-Osteotomie?
Wie schnell die Heilung bei einer dreifachen Beckenosteotomie verläuft, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die individuelle Verfassung des Patienten, das Alter ebenso wie die Trainingsintensität nach der Operation können eine Rolle spielen. Erst ab etwa sechs Wochen ist aufrechtes Sitzen auch für rund 60 Minuten am Stück möglich. Eine Vollbelastung ohne Gehhilfe ist erst nach drei bis vier Monaten denkbar.
Quellenliste
1 Feßler, Christina, „Ergebnisse der Tripleosteotomie bei Hüftdysplasie des Erwachsenen“, Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm, Ulm 2016, S. 1, https://oparu.uni-ulm.de/xmlui/bitstream/handle/123456789/5283/Dissertation_Fessler.pdf?sequence=3&isAllowed=y (Datum des Zugriffs: 07.02.2023)
2 Lange, Anja „Populationsbasierte Studie zu Prädispositionsfaktoren und Häufigkeit der Hüftgelenksdysplasie“ Inaugural – Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Mediin (Dr. med.) der Medizinischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 2006, S. 5, https://epub.ub.uni-greifswald.de/frontdoor/deliver/index/docId/273/file/Promotionsarbeit.pdf (Datum des Zugriffs: 07.02.2023)
3 Feßler, Christina “Ergebnisse der Tripleosteotomie bei Hüftdysplasie des Erwachsenen“ Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm, Ulm 2016, S. 12 https://oparu.uni-ulm.de/xmlui/bitstream/handle/123456789/5283/Dissertation_Fessler.pdf?sequence=3&isAllowed=y (Datum des Zugriffs: 27.03.23)
4 Schmitz-Grohs, Bettina „Die Tripleosteotomie – Operationstechnik bei Hüftdysplasie“, Facharbeit 1, Fachweiterbildung für den Operationsdienst, Kurs 11, 2008-2010, Weiterbildungsakademie Universitätsklinikum Essen, März 2009, S. 15 ff., https://www.dr-cordier.de/index.php/id-3-f-bo-nach-toenniskalchschmidtcordier.html?file=tl_files/pdf/komplette_Facharbeit_Tripleosteotomie.pdf (Datum des Zugriffs: 07.02.2023)