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Skoliose – Wirbelsäulenverkrümmung

Statistisch gesehen ist die Skoliose ein gesundheitliches Problem, das insbesondere ältere Menschen betrifft. Bei Kindern ist die Erkrankung äußerst selten, bei Erwachsenen ab 25 steigt die Rate der Betroffenen auf 8 Prozent. Mit zunehmendem Alter wächst die Prävalenz: So weist mehr als jeder Zweite jenseits der 60 die Merkmale der Wirbelsäulenerkrankung auf 1.

Je nachdem, wie stark die Skoliose ausgeprägt ist, lässt sie sich gut mit einer Orthese und Physiotherapie versorgen. Ist die Wirbelsäule zu stark verkrümmt, muss dagegen eine Operation in Erwägung gezogen werden. Der nachfolgende Ratgeber informiert über das Krankheitsbild Skoliose und mögliche Behandlungsmethoden.

Skoliose – die Erkrankung im Überblick

  • Ursache: ungeklärt, multifaktorielles Ursachenmodell
  • Symptome: körperliche Veränderungen, bei starker Krümmung auch Schmerzen
  • Diagnose: Adams-Vorbeugetest, Röntgen
  • Verlauf: bei Ausbildung im Kindesalter häufig progredient
  • Behandlung: konservativ mit Physiotherapie und Korsett, operativ bei schwerem Verlauf

Was ist Skoliose?

Bei Skoliose handelt es sich um eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule mit zusätzlicher Verdrehung der Wirbelkörper. Die umgangssprachlich auch Wirbelsäulenverkrümmung genannte Erkrankung, entsteht zumeist aus ungeklärten Ursachen und kann bei Kindern wie Erwachsenen auftreten. Je nach Grad der Ausprägung kommen konservative oder operative Behandlungsmöglichkeiten in Frage.

Klassifikation: Welche Arten von Skoliose gibt es?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die pathologische Verkrümmung der Wirbelsäule zu klassifizieren. Am häufigsten werden die Formen hinsichtlich des Entstehungszeitpunktes unterschieden:

  • Die infantile idiopathische Skoliose entsteht vor dem dritten Lebensjahr.
  • Die juvenile idiopathische Skoliose entsteht zwischen dem vierten und zehnten Lebensjahr.
  • Die idiopathische Adoleszentenskoliose entsteht nach dem elften Lebensjahr.

Weitere Klassifikationsmöglichkeiten beziehen sich auf die Erscheinungsform bzw. die Darstellung der Krümmung der Wirbelsäule.

Ursachen: Warum bekommt man eine Skoliose?

Der Großteil aller Skoliose-Erkrankungen wird als idiopathisch eingestuft. Das bedeutet, dass die Ursachen für die Wirbelsäulenverkrümmung nicht bekannt sind. Experten gehen von einem multifaktoriellen Ursachenmodell aus, bei dem verschiedene Einflussfaktoren auszumachen sind 2.

Genetische Ursachen

Schätzungen zufolge lassen sich für rund 85 bis 90 % aller Skoliosen keine Auslöser finden. Da die Erkrankung jedoch familiär gehäuft vorkommt, muss davon ausgegangen werden, dass Veranlagung als Faktor einen Einfluss auf die Entstehungsgeschichte ausübt. Neuere Studien legen etwa nahe, dass Mutationen im Marfan-Gen für die Ausbildung einer Skoliose mitverantwortlich sein können 3

Fehlbildungen, Unfälle und Erkrankungen als Auslöser

Neben der idiopathischen Skoliose gibt es weitere Varianten der Verkrümmung, die sich sehr wohl auf eine konkrete Ursache zurückführen lassen. Dazu gehören:

  • Fehlbildungsskoliose (durch angeborene Fehlbildung ausgelöst)
  • Myopathische Skoliose (durch Muskeldystrophie ausgelöst)
  • Neuropathische Skoliose (durch Nerven- und Muskelerkrankungen ausgelöst)
  • Posttraumatische Skoliose (durch Gewalteinwirkung ausgelöst)
  • durch Systemerkrankungenausgelöste Skoliose
  • iatrogene Skoliose (durch ärztliche Behandlung ausgelöst)

Symptome: Welche Beschwerden treten bei Skoliose auf?

Eine Verkrümmung der Wirbelsäule ist kein seltenes Phänomen – vor allem die Skoliose bei Erwachsenen kommt relativ häufig vor. Doch auch einige Kinder und Jugendliche sind betroffen. Die Schwierigkeit: Eine leichte Skoliose verursacht bei Kindern und Heranwachsenden meist noch keine Beschwerden. Deshalb bleibt die Verkrümmung der Wirbelsäule oft über Jahre hinweg unentdeckt.

Körperliche Veränderungen durch die Skoliose

Mit zunehmender Krümmung der Wirbelsäule werden die Symptome und auch die sichtbaren Anzeichen für die Erkrankung erkennbarer. Dann ist die Erkrankung häufig bereits weiter fortgeschritten und lässt sich schwieriger behandeln. Typische körperlich sichtbare Anzeichen sind: 

  • Schultern stehen unterschiedlich hoch
  • Rippenbuckel oder Lendenwulst bilden sich aus
  • Becken ist verdreht oder steht vor
  • Schulterblatt steht hervor

Beschwerden durch die Skoliose

Je stärker sich die Position der Wirbelsäule verändert, umso gravierender werden oft auch die Beschwerden. Bestehen zu Beginn der Erkrankung nur leichte Nacken- und Rückenschmerzen, kann es bei schweren Verläufen später zu starken, chronischen Rückenschmerzen sowie einer Beeinträchtigung der inneren Organe kommen. Derart schwere Beschwerden sind jedoch überaus selten und entstehen nur bei einer übermäßig starken Verformung der Wirbelsäule 4.

Diagnose: Wie wird eine Skoliose diagnostiziert?

Spezifische Tests und Röntgen sind für die Vorhersage eines möglichen Verlaufs essenziell und können auch bei der Auswahl geeigneter Behandlungsmethoden helfen.

Leichte Verläufe werden meist spät entdeckt

Obwohl die Verkrümmung der Wirbelsäule bei Kindern und Jugendlichen das erste Mal auftreten und im jungen Alter unbehandelt progredient werden kann, gibt es bislang noch keine verbindliche Skoliosefrüherkennung im Sinne einer Vorsorgeuntersuchung. Daher bleiben gerade leichte Skoliosen, die bei Kindern und Jugendlichen noch keine Beschwerden verursachen, häufig unentdeckt. Werden Kinder und Jugendliche mit einer verkrümmten Wirbelsäule beim Arzt vorstellig, ist dies selten auf Rückenschmerzen zurückzuführen, sondern überwiegend auf eine bereits manifestierte skoliotische Fehlhaltung.

Test zum Erkennen von Asymmetrien

Während der Untersuchung wird meist der Adams-Vorbeugetest durchgeführt, um durch die Fehlstellung der Wirbelsäule hervorgerufene Asymmetrien zu erkennen. Werden Erwachsene das erste Mal mit einer adoleszenten Skoliose beim Arzt vorstellig, wird dieser einfache Test ebenfalls durchgeführt.

Röntgendiagnostik zur Bestimmung des Abweichungsgrades

Nach der optischen Begutachtung der Stellung der Wirbelsäule bzw. vorhandener Asymmetrien im Rücken erfolgt eine radiologische Untersuchung. Anhand eines Röntgenbilds lässt sich die Krümmung der Wirbelsäule genau erkennen und der sogenannte Cobb-Winkel bestimmen 1. Darüber hinaus lassen sich anhand eines Röntgenbilds andere Ursachen ausschließen und/oder Begleiterkrankungen identifizieren. Hierzu gehören beispielsweise Morbus Scheuermann oder eine reduzierte Kyphose der Brustwirbelsäule.

Behandlung: Was hilft gegen Skoliose?

Die gute Nachricht zuerst: Eine Verkrümmung der Wirbelsäule mit einem Cobb-Winkel von unter 10 Grad ist relativ weit verbreitet und normalerweise nicht behandlungsbedürftig. Eine derart leichte Fehlstellung verursacht nur in seltenen Fällen Beschwerden und verschlechtert sich beim erstmaligen Auftreten im Erwachsenenalter häufig nicht. Bei stärker ausgeprägten Varianten können Patienten konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten wahrnehmen.

Konservative Behandlung der Skoliose bei Kindern und Jugendlichen

Bei Kindern gibt es kein vorgeschriebenes Behandlungsparadigma. Häufig werden Behandlungen erst ab einem Cobb-Winkel von mehr als 35 Grad durchgeführt. Je nach Ausgangssituation kommen bei Jugendlichen unterschiedliche Therapien für die verkrümmte Wirbelsäule zum Einsatz:

  • Korsett
  • Rumpfgips
  • Physiotherapie

Insbesondere die Schroth-Therapie nach Katharina Schroth zeigt bei vielen Patienten signifikante Verbesserungen 5. Sie wird überwiegend bei Betroffenen angewandt, deren Wirbelsäule nach Cobb eine Krümmung von mehr als 10 und weniger als 20 Grad aufweist. Bei größerer Abweichung wird die Physiotherapie mit einer Orthesenversorgung via Korsett unterstützt.

Konservative Skoliose-Behandlung von Erwachsenen

Erwachsene können ebenfalls auf konservative Therapiemethoden zurückgreifen, jedoch dienen diese in erster Linie der symptomatischen Bekämpfung der Beschwerden. Die Krümmung der Wirbelsäule lässt sich durch eine konservative Behandlung nicht mehr zurückbilden – sie kann aber dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern, indem sie beispielsweise starke Schmerzen lindert. 

Operative Behandlung

Operationen sind bei einer Fehlstellung der Wirbelsäule bei Kindern und Jugendlichen vor allem dann angeraten, wenn sich ein fortschreitender Verlauf abzeichnet und die Therapie mit konservativen Behandlungsmethoden nicht wie gewünscht anschlägt. In Frage kommen ein minimal-invasiver Eingriff, bei dem die Wirbelsäule geklammert wird, oder eine Versteifung der Wirbelsäule. Das Ziel der operativen Therapie ist zum einen, eine schwere Skoliose im Erwachsenenalter zu verhindern, zum anderen eine kosmetische Verbesserung bezüglich der Fehlhaltung zu erzielen.

Die Skoliose im Alter wurde lange Zeit nicht operativ behandelt, da die Risiken eines solchen Eingriffs gegenüber den potenziellen Vorteilen überwogen. Dies ist heute anders: Abhängig davon, ob die gesamte Wirbelsäule oder nur einzelne Bereiche, wie Brustwirbelsäule und/oder Lendenwirbelsäule betroffen sind, können mit einem operativen Eingriff signifikante Steigerungen der Lebensqualität erreicht werden 1. Die konkreten Ziele der Therapie, also beispielsweise korrigierte Ausrichtung von Wirbelsäule und Wirbelkörper oder Versteifung, werden individuell bestimmt.

Verlauf: Kann sich eine Skoliose verschlimmern?

Ob Lendenwirbelsäule oder Skoliose BWS – Patienten, die unter einer Wirbelsäulenverkrümmung leiden, müssen davon ausgehen, dass diese sich langfristig verschlechtern kann. Grundsätzlich gilt, dass sich gerade bei jungen Patienten nur schwer vorhersagen lässt, ob es im Laufe der Zeit zu einer Verschlechterung kommen wird.

Tendenziell besitzt eine starke Verkrümmung in jungen Jahren, in denen die Ausbildung des Skeletts noch nicht abgeschlossen ist, eine schlechtere Prognose als eine leichte Verkrümmung im jungen Erwachsenenalter. Hier sind starke Verformungen nur noch dann zu erwarten, wenn der Cobb-Winkel größer als 50 Grad ist 6. Kleinere Fehlstellungen lassen dagegen eine stabile Entwicklung ohne große Veränderung erwarten.

Leben mit Skoliose: 3 häufige Fragen rund um die Skoliose

Welche Sportart eignet sich bei Skoliose?

Sport kann Patienten mit Skoliose dabei helfen, gezielt Muskulatur aufzubauen sowie den gesamten Rumpf- und Rückenbereich stabilisieren. Empfehlenswerte Sportarten sind:

  • Schwimmen,
  • Joggen,
  • Radfahren,
  • Tanzen oder
  •  

Ungünstig sind dagegen Sportarten, die die Wirbelsäule belasten und von ruckartigen Bewegungen geprägt sind zum Beispiel Tennis, Squash oder Trampolinspringen.

Wie sollte man mit einer Skoliose liegen?

Auch bei einer Skoliose gilt, dass Rücken- und Seitenlage für die Wirbelsäule am wenigsten belastend sind. Im Idealfall werden beide Positionen in der Nacht mehrfach gewechselt. Individuelle Vorlieben sowie Schmerzen und andere Beschwerden sollten dabei jedoch berücksichtigt werden.

Muss man bei Skoliose immer ein Korsett tragen?

Ein Korsett wird nur bei Skoliosepatienten verordnet, deren Erkrankung ein gewisses Ausmaß erreicht. Normalerweise gilt, dass bei einer Skoliose im Jugendalter eine Krümmung von wenigstens 20 Grad vorliegen sollte, damit das Tragen eines Korsetts signifikante Besserungen hervorrufen kann. Für erwachsene Patienten muss die Sinnhaftigkeit einer Orthese individuell geprüft werden.

Quellen:

1 Trobisch, Per et al., „Die idiopathische Skoliose“, In: Dtsch Arztebl Int 2010; 107(49): 875-84; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0875https://www.aerzteblatt.de/archiv/79564/Die-idiopathische-Skoliose (Datum des Zugriffs: 16.02.2022)

Brendel, Julia Christina, 2016, „Zusammenhang zwischen krankheitsspezifischem Wissen und Lebensqualität bei Patienten mit idiopathischer Skoliose und Korsetttherapie“, Inaugural – Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg, S. 6 f. https://epub.uni-regensburg.de/34722/1/Dr.-Arbeit-Abgabe-Druck.pdf (Datum des Zugriffs: 16.02.2022)

3 Deutsches Ärzteblatt, 2014, „Skoliose: Mutationen im Marfan-Gen“, https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=1041&typ=1&nid=59037&s=skoliose (Datum des Zugriffs: 16.02.2022)

4 MSD Manual, Ausgabe für Patienten, 2020, „Skoliose“, https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/knochenerkrankungen-bei-kindern/skoliose?query=skoliose (Datum des Zugriffs: 16.02.2022)

5 Deutsches Skoliose Netzwerk, „Behandlung nach Schroth“, https://deutsches-skoliose-netzwerk.de/nachschroth/, (Datum des Zugriffs: 16.02.2022)

6 gesund.bund.de, „Skoliose im Jugendalter“, https://gesund.bund.de/skoliose-im-jugendalter (Datum des Zugriffs: 16.02.2022)

 

 

 

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