Skoliose-Reha
Die Skoliose ist eine bei Erwachsenen häufig auftretende Rückenerkrankung, bei der es zu einer seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule kommt. Während eine leichte Skoliose meist unbehandelt bleiben kann, da sie keine Beschwerden verursacht, gehen stärkere Verkrümmungen mit Schmerzen sowie starken körperlichen Veränderungen einher. Eine Skoliose-Reha kann bei der konservativen Behandlung der Wirbelsäulenverkrümmung unterstützen oder im Anschluss an eine Operation hilfreich sein.
Reha bei Skoliose in Kürze
- Indikationen: skoliotische Fehlstellungen, Rückenschmerzen
- Behandlungen: MTT, Physiotherapie, physikalische Therapie, Rückenschule, Gesundheitsschulungen
- Durchführung: stationär oder ganztätig ambulant
- Ziele: Schmerzreduktion, Unterstützung des Heilungsprozesses nach OP,
positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufs - Dauer: stationär 3 Wochen, ganztägig ambulant 20 Behandlungstage
- Kostenträger: Rentenversicherung und Krankenkasse
Was ist eine Skoliose-Reha?
Eine Reha bei Skoliose wird entweder als Bestandteil einer konservativen Therapie durchgeführt oder findet als Anschlussheilbehandlung nach einer Operation statt. Sie kann sowohl von Kindern und Jugendlichen als auch von Erwachsenen wahrgenommen werden. Die Ziele der Reha hängen von der individuellen Ausgangssituation des Rehabilitanden ab.
Wann ist eine Reha bei Skoliose sinnvoll?
Eine Skoliose kann sich nicht von allein zurückbilden und muss daher in Abhängigkeit vom jeweiligen Krümmungswinkel (Cobb-Winkel) behandelt werden. Überschreitet dieser 20 Grad, ist eine Therapie dringend erforderlich, um eine Verschlimmerung der Krümmung und damit verbundene gesundheitliche Probleme wie Atemprobleme oder Rückenschmerzen zu verhindern. Gerade bei Kindern und Jugendlichen mit einer Wirbelsäulenverkrümmung kann gezielte Physiotherapie auch ohne Korsett und/oder Operation stark dazu beitragen, einen progredienten Verlauf der Erkrankung aufzuhalten 1.
Reha nach Skoliose-OP oder konservativer Behandlung
Je nach Alter des Patienten und Schweregrad der Erkrankung besteht die Skoliose-Behandlung aus Krankengymnastik, dem Tragen eines Korsetts sowie bei schweren Fällen einer Operation. Letztere macht eine Reha nach Skoliose-OP sehr empfehlenswert und erfolgt in Form einer Anschlussheilbehandlung.
Verbesserung der Lebensqualität
Aber auch ohne vorhergehende OP, wenn die Skoliose mit Krankengymnastik und Korsett behandelt wird, ist eine Skoliose-Reha sinnvoll. Sie kann dann das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen steigern.
Wann kann man eine Reha wegen Skoliose beantragen?
Während eine leichte Verkrümmung der Wirbelsäule nur wenige bis gar keine Schmerzen hervorruft, können stärkere Krümmungsgrade durchaus belastend sein. Hinzu kommen teilweise deutlich sichtbare Fehlstellungen, die sich beispielsweise folgendermaßen zeigen:
- Schultern auf unterschiedlicher Höhe
- Rippenbuckel und/oder Lendenwulst
- schiefes oder hochstehendes Becken
- hervorstehendes Schulterblatt
Liegen derartige Fehlstellungen vor und schränken diese die Betroffenen ein, kann der Kostenträger eine Reha genehmigen. Auch eine Operation mit Korrektur oder Versteifung der Wirbelsäule kann ausschlaggebend dafür sein, dass einem Aufenthalt in einer Reha-Klinik zugestimmt wird.
Wie wird eine Skoliose-Reha beantragt?
Die Beantragung der Reha-Maßnahme hängt von der Art der Rehabilitation ab.
Anschlussheilbehandlung (AHB)
Eine AHB wird, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, vom Sozialdienst der Akutklinik beantragt. In diesem Fall werden meist wohnortnahe Kliniken empfohlen, um dem Patienten in der postoperativen Phase eine lange Anreise zu ersparen. Der Sozialdienst der Klinik, in welcher die operative Therapie der Wirbelsäule durchgeführt wird, unterstützt bei der Antragsstellung.
Heilbehandlung (MRA und HV)
Anders sieht es aus, wenn die Reha als MRA oder HV stattfindet. Hier wird der Reha-Antrag vom Patienten und dem behandelnden Arzt gestellt. In beiden Fällen besitzen Patienten ein Wunsch- und Wahlrecht, von dem sie Gebrauch machen können: Sie können eine Wunschklinik angeben, in der die Behandlung erfolgen soll. Bei entsprechender Eignung und sofern ein Versorgungsvertrag mit dem Kostenträger vorliegt, steht der Umsetzung dieses Wunsches normalerweise nichts im Wege.
Was bringt eine Reha bei Skoliose?
Patienten mit einer verkrümmten Wirbelsäule gehen stets mit ganz individuellen Zielvorstellungen in die Rehabilitation. Was die Therapie erreichen kann und soll, unterscheidet sich unter anderem in Abhängigkeit von der jeweiligen Krankengeschichte, der Ausprägung der Fehlstellung sowie dem Alter des Patienten. Ziele sind:
- Bei Kindern und Jugendlichen: Ein mögliches Voranschreiten der chronischen Erkrankung verhindern.
- Bei erwachsenen Patienten: Vorrangig Schmerzlinderung sowie eine möglichst baldige Rückkehr in ein selbstbestimmtes Berufs- und Alltagsleben.
- Nach einer Operation: Unterstützung des Genesungsprozesses durch die Reha-Maßnahme sowie die Wiederherstellung der Alltagsfähigkeit.
Welche Maßnahmen kommen bei einer Rehabilitation wegen Skoliose infrage?
Die Reha-Behandlung von Kindern und Erwachsenen sollte in einer Klinik immer individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Deshalb erhält jeder Rehabilitand in einem professionellen Reha-Zentrum stets einen maßgeschneiderten Therapieplan. Dieser setzt sich aus verschiedenen Therapien zusammen, z. B.:
- Physiotherapie und Krankengymnastik
- manuelle und physikalische Therapie
- Medizinische Trainingstherapie (MTT)
- Rückenschule, Ergotherapie und Gesundheitsschulungen
- psychologische und soziale Beratung
Während des Aufenthaltes in der Klinik kann die Therapie der Skoliose-Patienten jederzeit individuell abgeändert werden.
Wie lange dauert eine Reha bei Skoliose?
Wie die meisten Rehabilitationen dauert eine stationäre Skoliose-Reha zunächst 3 Wochen und kann bei medizinischer Notwendigkeit durch den Reha-Arzt auf Antrag verlängert werden. Eine ganztägig ambulante Maßnahme in einer Rehaklinik für Skoliose umfasst 20 Behandlungstage, an denen der Rehabilitand für 4 bis 6 Stunden die Einrichtung aufsucht. Auch hier ist eine Verlängerung auf Antrag möglich.
Wer übernimmt die Kosten für eine Skoliose-Reha?
Die Reha für Skoliose fällt entweder in den Zuständigkeitsbereich der Krankenkasse (Nichterwerbstätige, Rentner) oder der Rentenversicherung (Berufstätige). Übernommen werden die Kosten der Behandlung und Unterbringung, die Fahrtkosten werden anteilig erstattet.
Die Rehabilitanden müssen nur eine gesetzliche Zuzahlung von 10 Euro pro Tag entrichten, die bei der Krankenkasse auf 28 Tage pro Kalenderjahr und bei der Rentenversicherung auf 42 Tage beschränkt ist. Vorhergehende Klinikaufenthalte werden auf die Dauer der Zahlungspflicht angerechnet.
Was passiert nach der Rehabilitation bei Skoliose?
Eine erfolgreiche Skoliose-Therapie kann bei Kindern einen operativen Eingriff sowie einen progredienten Verlauf verhindern. Bei Erwachsenen führt sie zu einem Plus an Lebensqualität. Nicht immer ist dies direkt im Anschluss an den Aufenthalt in der Klinik zu bemerken: Viele Betroffene nutzen nach der Rehabilitation die Möglichkeit einer ambulanten Physiotherapie, um das einmal Erlernte weiterhin gezielt anwenden zu können. Je nach Ausgangssituation kommen auch Angebote für ein Reha-Nachsorge, IRENA oder T-RENA, in Frage.
Quellen:
1 Trobisch, Per et al., „Die idiopathische Skoliose“, In: Dtsch Arztebl Int 2010; 107(49): 875-84; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0875, https://www.aerzteblatt.de/archiv/79564/Die-idiopathische-Skoliose (Datum des Zugriffs: 16.02.2022)