Kardiologische Reha
Das menschliche Herz ist eines der wichtigsten Organe überhaupt. Es pumpt unermüdlich Blut durch den Körper und stellt dadurch die Sauerstoffversorgung der Organe sicher. So werden durch das leistungsstarke Organ rund 8.000 Liter Blut täglich transportiert. Was aber passiert, wenn das Herz durch einen Herzinfarkt oder eine kardiologische Krankheit in seiner Funktion eingeschränkt wird? In vielen Fällen ist eine Herz-OP mit anschließender Herz-Reha unumgänglich.
Kardiologische Reha in Kürze
- Definition: Anwendungen in einer Reha-Klinik zur Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit
- Indikationen: Akute oder chronische Herzerkrankungen
- Ziele: Steigerung der Leistungsfähigkeit & Minimierung von Risikofaktoren
- Therapien: Herzgymnastik, Physiotherapie, Gefäßübungen, Inhalationen uvm.
- Durchführung: Stationär und ganztägig ambulant
- Dauer: 3 Wochen, Verlängerung auf Antrag möglich
- Kostenträger: Rentenversicherung oder Krankenkasse
Was ist eine kardiologische Reha?
Die Reha für Herzpatienten ist ein komplexes Therapie-Paket zur Wiederherstellung der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit nach akuten oder chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und findet unmittelbar nach der Akut-Therapie bzw. zur Prävention statt. Sie gilt als eine der effektivsten Heilmethoden zur Stabilisierung der Herzgesundheit und kann in vielen Fällen lebensverlängernd wirken.
Wie verläuft die Herz-Reha bei akuten Erkrankungen?
Akute Herzerkrankungen sind in vielen Fällen mit einer Herzoperation verbunden. Die kardiologische Reha schließt sich hier als stationäre Maßnahme unmittelbar oder spätestens nach 14 Tagen an den Krankenhausaufenthalt an und wird durch den zuständigen Arzt oder den Sozialdienst der behandelnden Klinik beantragt. Hier spricht man auch von einer Anschlussheilbehandlung (AHB) bzw. einer Anschlussrehabilitation (AR). Zu den hauptsächlichen Akut-Erkrankungen des Herzens zählen:
- Herzinfarkt
- Herzklappen-OP
- Bypass-Operationen
- Implantationen von Stents oder Schrittmachern
- Herztransplantationen
Was bewirkt eine Reha Kardiologie bei chronischen Krankheiten?
Die Reha bei chronischen Erkrankungen findet meist als Präventionsmaßnahme statt und soll eine Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands verhindern. Verordnet wird sie durch den behandelnden Arzt oder Facharzt. Als chronische kardiologische Erkrankungen gelten:
- Herzinsuffizienz
- Koronare Herzerkrankungen / Angina pectoris
- Herzentzündungen
- Herzmuskelerkrankungen
- Herzrhythmusstörungen
- Angeborene Herzfehler
Welche Ziele verfolgt eine Reha für Herzkranke?
Die Behandlung in einer kardiologischen Rehaklinik setzt an mehreren Punkten an. So gilt es zum einen, die Leistungsfähigkeit des Patienten Schritt für Schritt zu steigern und ihn nach und nach an die Belastungen des Alltags heranzuführen. Zum anderen werden Risikofaktoren minimiert – beispielsweise durch Ernährungsberatung oder Diabetesschulung – und die Gesundheit des Herzens langfristig stabilisiert. Im Falle eines Infarkts werden den Rehabilitanden meist auch eine psychologische Betreuung und Entspannungstherapien angeboten, um die von vielen Betroffenen als lebensbedrohlich empfundene Situation besser meistern zu können.
Wie wirkt sich eine kardiologische Reha auf die Lebenserwartung aus?
Es gilt als erwiesen, dass eine kardiologische Reha das Leben herzkranker Menschen maßgeblich verlängern kann. Dennoch belegt die Herz-Reha-Studie EuroAspire III, dass nur der Hälfte aller Herzpatienten überhaupt eine Reha angeboten wird. Vielfach sind auch den Betroffenen selbst die Chancen und Möglichkeiten einer Reha-Maßnahme gar nicht bewusst. So werden in der Akutklinik lediglich “Schäden” repariert, aber keine Risikofaktoren behandelt. Bluthochdruck, bereits vorhandene Gefäßerkrankungen, Diabetes, Adipositas, erhöhte Cholesterin-Werte oder ein hoher Nikotinkonsum verstärken das Risiko eine Herzkrankheit zu entwickeln bzw. zu verschlechtern. Spricht der behandelnde Arzt keine Rehabilitationsempfehlung aus, lohnt es sich für Patienten mit einer kardiologischen Erkrankung also immer, gezielt nach einer kardiologischen Reha zu fragen.
Was wird in einer Herz-Reha gemacht?
Eine Reha Kardiologie wird passgenau auf die jeweilige Indikation zugeschnitten, um das Herz nicht zu überfordern, die Herzleistung aber dennoch zu stärken. Zu den Behandlungen zählen:
- Herzgymnastik & Ergometer-Training
- Physiotherapie
- Gefäßübungen
- Fitnessgymnastik und Schwimmtraining (wenn gesundheitlich möglich)
- Medizinische Bäder & Kneipp-Anwendungen
- Lymphdrainagen & Wassergymnastik
- Inhalationen
Darüber hinaus werden in den meisten Fachkliniken der Bewegungsapparat und die Psyche mitbehandelt. Ebenso ist es möglich, an Maßnahmen zur Ernährungsberatung und Gesundheitsbildung teilzunehmen.
Ist eine ambulante kardiologische Reha möglich?
Neben der stationären Rehabilitation werden zunehmend auch ganztägig ambulante Reha-Maßnahmen angeboten. Hier befindet sich der betroffene Patient an 5 Tagen der Woche für mehrere Stunden in einer wohnortnahen Reha-Einrichtung, kehrt am Abend in das gewohnte häusliche Umfeld zurück und verbringt auch die Wochenenden zu Hause. Dabei entspricht die Behandlungsqualität einer stationären kardiologischen Rehabilitation. Ob eine ambulante oder stationäre Reha besser geeignet ist, hängt in erster Linie von der individuellen Lebenssituation, der Persönlichkeit und der körperlichen Belastbarkeit des Patienten ab. Jedoch ist der Erholungseffekt für Herzkranke in einer stationären Reha deutlich höher, da die täglichen Anfahrtszeiten entfallen und sich der Rehabilitand um nichts Weiteres als seine Genesung kümmern muss. Auch bei schwierigen Familiensituationen ist eine räumliche Distanz meist die bessere Wahl.
Wie lange dauert eine kardiologische Reha?
Wie viele andere Rehabilitationen auch, dauert eine Herz-Reha im ersten Schritt drei Wochen. Bei medizinischer Notwendigkeit ist eine Verlängerung möglich; der Verlängerungsantrag erfolgt in der Regel über die Reha-Einrichtung. Patienten sollten also frühzeitig das Gespräch mit dem verantwortlichen Arzt suchen, falls die angedachte Dauer nicht ausreicht, um ins Berufsleben zurückzukehren. Nach der Antragseinreichung erfolgt der Entscheid des Kostenträgers zeitnah, so dass die kardiologische Rehabilitation bei einer Bewilligung ununterbrochen fortgesetzt werden kann.
Wohin zur Reha nach Herz-OP?
Die Reha für Herzkranke findet in einer kardiologischen Rehaklinik statt, die auf die speziellen Bedürfnisse von Herz-Kreislauf-Patienten spezialisiert ist. Um auf eine qualifizierte Behandlung vertrauen zu können, sollte das Reha-Zentrum möglichst nach den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V. (DGPR) zertifiziert sein. Bei der Wahl der Klinik haben die Patienten gemäß Wunsch- und Wahlrecht ein Mitspracherecht. Daher lohnt es sich, bereits im Vorfeld der Rehabilitation nach geeigneten Kliniken zu suchen und die Wunschklinik bei der Antragstellung zu nennen. Erfolgt die kardiologische Reha als AHB, bitten Sie den Sozialdienst der Akutklinik, die gewünschte Reha-Einrichtung im Reha-Antrag aufzuführen.
Welche diagnostischen Anforderungen müssen kardiologische Reha-Kliniken erfüllen?
Eine Reha für Herzkranke stellt besondere diagnostische Anforderungen an die behandelnde Rehaklinik. So stehen in der Einrichtung meist zur Verfügung:
- Umfangreiche EKG-Diagnostik (allgemein, Belastungs-EKG / Ergometrie, hochverstärktes Oberflächen-EKG, Langzeit-EKG, optional drahtlose EKG-Überwachung mittels Telemetrie und Wrist-Rekorder)
- Pulsoximetrie
- Langzeit-Blutdruckmessung
- Lungenfunktionsdiagnostik
- Sonografie / Ultraschall (allgemein, Herz, Gefäße und mit Signalverstärkung)
- Röntgen- und Labordiagnostik
- Zusätzliche Diagnosemöglichkeiten durch Angiologie
Was kostet eine kardiologische Reha?
Gesetzlich Versicherte haben einen grundsätzlichen Anspruch auf Reha-Maßnahmen, so dass die Reha fürs Herz bis auf eine tägliche Zuzahlung von öffentlichen Kostenträgern übernommen wird. Diese sind entweder die Deutsche Rentenversicherung oder die Krankenkasse. Die Reha-Kosten für Erwerbstätige werden unter dem Leitsatz “Reha vor Rente” meist von der Rentenversicherung übernommen. Und zwar immer dann, wenn eine Erwerbsunfähigkeit und damit verbunden ein vorzeitiger Rentenantritt drohen. In allen anderen Fällen ist die Krankenkasse zuständig, beispielsweise bei Hausfrauen, Selbständigen oder Rentnern.
Wie hoch ist die Zuzahlung für eine kardiologische Reha?
Rehabilitanden sind ab dem vollendeten 18. Lebensjahr für Krankenhausaufenthalte und Reha-Maßnahmen zuzahlungspflichtig, wobei die Zuzahlung auf eine Maximalanzahl von Tagen pro Kalenderjahr begrenzt ist. Es gelten folgende Regeln:
Krankenkasse als Kostenträger
- Stationäre und ganztägig ambulante kardiologische Reha – 10 EURO pro Tag für maximal 28 Tage
Rentenversicherung als Leistungsträger
- Stationäre Herz-Reha – 10 EURO täglich für maximal 42 Tage
- Ganztägig ambulante Reha für Herzkranke – keine Zuzahlung erforderlich