Herzinfarkt
Ursachen, Symptome, Behandlung und Reha
Das Herz ist einer der stärksten Muskeln im menschlichen Körper. Doch verschiedene Krankheiten, eine falsche Ernährung oder eine ungünstige Lebensweise können es belasten – im schlimmsten Fall so extrem, dass es zu einem Herzinfarkt kommt. Dann ist schnelle Hilfe gefragt, weil es für die Betroffenen sonst lebensgefährlich werden kann. Allein im Jahr 2020 starben laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit mehr als 44.000 Menschen an einem Herzinfarkt1. Umso wichtiger ist es, über den Herzinfarkt bzw. den Myokardinfarkt ausführlich aufzuklären. Nachfolgend finden Sie Informationen zu Ursachen und Entstehung, Symptomen, Behandlungs- und Reha-Verfahren sowie zu Aussichten und möglichen Folgen.
Herzinfarkt im Überblick
- Ursachen: Verengung von Blutgefäßen des Herzens – meist als Folge der koronaren Herzkrankheit
- Symptome: starke, anhaltende Schmerzen im Brustbereich, Engegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Panik
- Diagnose: EKG, Blutanalyse
- Behandlung: Reperfusionstherapie (Öffnung der Herzkranzgefäße)
- Folgen: mögliche Komplikationen sind unter anderem: Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern, plötzlicher Herztod, Herzmuskelschwäche
- Reha: vielseitige Angebote – zum Beispiel im Bereich kardiologische Reha
- Prävention: Übergewicht reduzieren, Rauchen aufgeben, aktiven Lebensstil pflegen, Stress vermeiden
Was ist ein Herzinfarkt?
Bei einem Herzinfarkt (auch Myokardinfarkt oder Koronarinfarkt) handelt es sich um ein lebensbedrohliches Ereignis, bei dem es zu einer Durchblutungsstörung im Herzmuskel kommt. Häufigste Ursache ist meist eine vorausgegangene koronare Herzerkrankung. Es ist sofortige medizinische Hilfe erforderlich, da der Herzmuskel nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und dadurch Lebensgefahr besteht.
Myokardinfarkt: Ursachen & Risikofaktoren
Wie entsteht ein Herzinfarkt?
Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einem Verschluss innerhalb eines Herzkranzgefäßes. Dadurch wird die betroffene Teilregion des Herzens nicht mehr oder nur noch unzulänglich mit Blut und Sauerstoff versorgt. In den meisten Fällen geht dem Infarkt eine koronare Herzkrankheit voraus, bei der die Herzkranzgefäße zunächst verkalken. Reißen diese Ablagerungen irgendwann auf, bilden sich Blutgerinnsel, die wiederum die Gefäße verstopfen können.
Was sind Risikofaktoren für einen Herzinfarkt?
Viele Patienten, deren Herz einen Infarkt erleidet, sind im Vorfeld bereits von einer koronaren Herzkrankheit betroffen. Symptome hierfür sind wiederkehrende Brustschmerzen (Angina pectoris) sowie Kurzatmigkeit in Belastungssituationen (körperliche Anstrengung). Grundsätzlich kann ein Myokardinfarkt jedoch auch komplett ohne Vorwarnung auftreten. Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die ein solches Ereignis begünstigen können. Sie sind meist auch für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit verantwortlich:
- starkes Übergewicht (Adipositas)
- Rauchen
- Bluthochdruck
- Diabetes
- hoher Cholesterinspiegel
Neue Studien zeigen, dass auch psychische Faktoren die Herzgesundheit stark belasten können. So können auch Ängste, Depressionen und Stress das kardiovaskuläre Risiko stark erhöhen2.
Herzinfarkt: Symptome & Beschwerden
Wie fühlt sich ein Herzinfarkt an?
Viele Patienten, die einen Herzinfarkt erleiden, bemerken als erstes Symptom meist einen plötzlich einsetzenden starken Schmerz in der Herzregion bzw. in der gesamten Brust. Diese Schmerzen können mitunter auch in den Rücken oder in den Arm ausstrahlen und halten mindestens fünf Minuten lang an. Oft werden die Schmerzen von Übelkeit und Atemnot begleitet. Schweißausbrüche und eine auffällige Gesichtsblässe sind ebenfalls klassische Anzeichen für einen Infarkt. In einigen Fällen treten zusätzlich Taubheitsgefühle auf, Betroffene können Schwindel erleben oder bewusstlos werden.
Was sind die Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Frauen?
Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt mitunter etwas subtiler als bei Männern. Nicht selten bleiben starke Brustschmerzen komplett aus. Stattdessen leiden sie lediglich unter Atemnot, Übelkeit und Erbrechen. Manchmal kommen Schmerzen im Rücken sowie im Arm hinzu, auch Kieferschmerzen sind keine Seltenheit.
Aufgrund der nur schwer zuordenbaren Beschwerden, werden Herzinfarkte bei Frauen seltener korrekt diagnostiziert. Gleiches gilt für den sogenannten stummen Herzinfarkt, der gar keine erkennbaren Symptome auslöst. Hier bleibt eine Diagnose oft ganz aus. Statistisch gesehen, ergibt sich hieraus die Folge, dass Männer zwar häufiger an einem Herzinfarkt erkranken, Frauen aber häufiger an einem solchen versterben3.
Myokardinfarkt: Diagnose
Wie wird die Diagnose Myokardinfarkt gestellt?
Erleidet das Herz einen Infarkt, lässt sich das mithilfe verschiedener Diagnoseverfahren feststellen. Am aussagekräftigsten ist normalerweise ein EKG – dieses wird im Rahmen der notfallmedizinischen Behandlung beim Verdacht auf einen Herzinfarkt umgehend erstellt. Anhand der Herzstromkurve lässt sich nicht nur der Infarkt selbst erkennen, sondern auch ein ST-Hebungsinfarkt von einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt unterscheiden, sodass anschließend die passende Behandlungsmethode ausgewählt werden kann.
Ist das Elektrokardiogramm nicht aussagekräftig, kann eine Blutanalyse weiterhelfen. Hier wird das Blut auf verschiedene Marker, wie zum Beispiel Troponin, hin untersucht. Ein Anstieg des Troponinwertes kann als sicheres Zeichen für die Diagnose Herzinfarkt gewertet werden.
Wie unterscheidet sich der Herzinfarkt von anderen Herzerkrankungen?
Nicht nur ein akuter Infarkt des Herzens kann die typischen Symptome wie Schmerzen in der Brust und Atemnot auslösen. Den Betroffenen fällt es daher mitunter schwer, die verschiedenen Erkrankungen bzw. Ereignisse voneinander zu unterscheiden. Herzerkrankungen mit ähnlichen Symptomen wie bei einem Infarkt:
- instabile Angina pectoris: Brustschmerzen und Atemnot
- akute Herzinsuffizienz: Atemnot, Schweißausbrüche, Bewusstseinstrübungen (kann sich binnen weniger Stunden ausbilden)
- Herzrhythmusstörungen: Herzschmerzen, Luftnot
Wichtig: Wenn es um eine Erkrankung des Herzens geht, sollte niemand aus Unsicherheit oder der Angst vor Übertreibung, davor zurückschrecken, einen Arzt zu konsultieren. Sollte die Herzgesundheit in Gefahr sein, ist es oft eine Frage von Minuten, die darüber entscheiden, ob der Patient sich von diesem Ereignis wieder (vollständig) erholt. Im Zweifelsfall sollten Betroffene deshalb immer einen Notarzt zu Rate ziehen.
Herzinfarkt-Behandlung
Wie behandelt man einen Myokardinfarkt?
Die potenziellen Folgen eines Herzinfarkts können lebensgefährlich sein, weshalb schnelle Hilfe gefragt ist. In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung mithilfe der sogenannten Reperfusionstherapie. Alternativ wird diese als Koronarangiografie mit Ballondilitation/PTCA und Stentimplantation bezeichnet. Konkret bedeutet das: Mithilfe eines Herzkatheters wird eine Art Ballon in das verschlossene Herzkranzgefäß eingebracht. Dieser wird anschließend aufgeblasen, sodass sich das Gefäß weitet. Danach wird zusätzlich ein Stent gesetzt. Hierbei handelt es sich um eine Metallkonstruktion, die das Gefäß nach der Behandlung offenhält bzw. stabilisiert. So kann wieder ausreichend Blut in den Herzmuskel fließen, die Versorgung ist sichergestellt.
Was ist eine Thrombolyse?
Kann der Infarkt bei einem Patienten nicht operativ mithilfe eines Herzkatheters behandelt werden, weichen Mediziner normalerweise auf eine sogenannte Thrombolyse aus. Hier wird mithilfe von Medikamenten versucht, das Blutgerinnsel aufzulösen und das verstopfte Gefäß so wieder freizubekommen. Normalerweise wird anschließend ebenfalls eine Reperfusionstherapie durchgeführt. Da dies jedoch nur in einem Herzkatheterlabor passieren kann und nicht jedes Krankenhaus über eine solche Einrichtung verfügt, kann die Thrombolyse als zeitbringende Zwischenmaßnahme genutzt werden, während der Patient beispielsweise in ein anderes Krankenhaus zur Weiterbehandlung gebracht wird.
Folgen eines Herzinfarkts
Ein Herzinfarkt ist ein gravierender Einschnitt in das Leben des Betroffenen. Je nachdem, wie erfolgreich das akut lebensbedrohliche Ereignis behandelt wird, stehen die Überlebenschancen für die Patienten heutzutage jedoch viel besser als noch vor einigen Jahren. Bei ausbleibenden oder zu spät einsetzenden Erste-Hilfe-Maßnahmen können die Herzinfarkt-Folgen jedoch schwerwiegend sein. In den meisten Fällen kommt es durch den Infarkt zu Herzrhythmusstörungen, die sich bis hin zum Kammerflimmern steigern. Dieses kann lebensbedrohlich sein. Gleiches gilt für eine akute oder chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz) – ebenfalls eine direkte Herzinfarkt-Folge.
Durch die eingeschränkte oder komplett ausbleibende Durchblutung des Herzmuskels in den betroffenen Regionen kommt es zu einem Absterben des Gewebes, welches durch Narbengewebe ersetzt wird. Dadurch kann das geschädigte Gewebe seine ihm ursprünglich zugedachte Aufgabe nicht mehr erfüllen. Das Herz wird also schwächer und weniger leistungsstark. Deshalb müssen Patienten nach einem Durchblutungsverschluss im Herzmuskel häufig ihre gesamte Lebensweise umstellen4.
Reha nach Herzinfarkt
Wie kann eine Reha nach Herzinfarkt helfen?
Der Aufenthalt in einer Rehaklinik nach Herzinfarkt kann für Patienten in mehrfacher Hinsicht förderlich sein. Zum einen genießen sie hier nach dem körperlich und psychisch belastenden Ereignis Ruhe und Rückbesinnung auf sich selbst. Zum anderen werden sie beim Einstieg in ihr neues, herzgesundes Leben begleitet. Durch Gesundheitsschulungen, Beratungsangebote und begleitende Trainingseinheiten, um die körperliche Fitness zu trainieren.
Wo kann man eine Reha nach Herzinfarkt durchführen?
Eine Rehabilitation nach einem Myokardinfarkt sollte nach Möglichkeit in einer auf die kardiologische Reha spezialisierten Fachklinik durchgeführt werden. Eine gute Rehaklinik nach Bypass-OP bzw. Herzkatheter-OP sollte zudem über Versorgungsverträge mit allen wichtigen Kostenträgern verfügen. So können die Patienten sichergehen, dass die Kosten für die Rehabilitation übernommen werden.
Wie lange dauert eine Reha nach Herzinfarkt?
Patienten profitieren bei einer Rehabilitation nach Herzinfarkt von einer sogenannten Anschlussheilbehandlung. Diese umspannt einen Zeitraum von 3 Wochen bei stationärer Therapie. Wird die Reha ganztägig ambulant durchgeführt, dauert sie 20 Behandlungstage.
Herzinfarkt-Prävention
Wie lässt sich ein Myokardinfarkt verhindern?
Unsere moderne westliche Lebensweise mag zwar sehr komfortabel und genussvoll sein – für das Herz-Kreislauf-System stellt sie auf Dauer aber eine Gefahr dar. Rauchen, Alkohol, starkes Übergewicht und wenig Bewegung sind typische Risikofaktoren, die langfristig zu einem Durchblutungsstopp in den Herzkranzgefäßen führen können.
Wer einen Herzinfarkt bzw. einen weiteren Infarkt vermeiden möchte, sollte also möglichst mit dem Rauchen und Trinken aufhören, regelmäßige körperliche Aktivitäten in den Tagesablauf integrieren und Übergewicht reduzieren. Zudem ist eine gesunde Ernährung mit wenig tierischen Fetten, Salz und industriellen Fertigprodukten förderlich für die Herzgesundheit. Patienten mit Diabetes und bekannten Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sollten zudem regelmäßige Untersuchungen beim Arzt wahrnehmen.
Leben mit Herzinfarkt
Wie sollte die Ernährung nach einem Herzinfarkt aussehen?
Nach einem Herzinfarkt sollten Patienten mit Übergewicht versuchen, dieses zu reduzieren. Teil der Therapie kann eine vollständige Ernährungsumstellung sein. Als vorteilhaft für die Herzgesundheit hat sich der Verzicht auf tierische Fette erwiesen. Ein hoher Anteil an Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten ist ideal. Darüber hinaus kann auch die sogenannte Mittelmeerküche zur einer verbesserten Gesundheit nach einem Myokardinfarkt beitragen.
Ist Sport nach einem Myokardinfarkt empfehlenswert?
Nach einem überstandenen Herzinfarkt sollte körperliches Training für die meisten Patienten regelmäßig auf dem Programm stehen. Aus medizinischer Sicht ist Sport ein wesentlicher Bestandteil der Therapie: Einer schwedischen Studie zufolge, senkt er das Sterberisiko nach einem Myokardinfarkt signifikant5.
Sollte man nach einem Herzinfarkt mit dem Rauchen aufhören?
Rauchen schädigt das Herz-Kreislauf-System und kann langfristig eine Verstopfung der Herzkranzgefäße und somit einen Myokardinfarkt auslösen. Doch auch nach einem Infarkt ist es für Patienten nicht zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Das ergibt auch die Auswertung wissenschaftlicher Studien6. In der Reha nach einem Myokardinfarkt werden Patienten daher oftmals entsprechende Kurse angeboten, die beim Rauchstopp unterstützen sollen.
Quellenliste
1 DESTATIS Statistisches Bundesamt „Todesursachenstatistik 2020: Zahl der Todesfälle um 4.9 % gestiegen“, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_505_23211.html (Datum des Zugriffs: 30.08.2022)
2 aerzteblatt.de „Hohes kardiovaskuläres Risiko unter Erwerbstätigen durch psychische Faktoren“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/133667/Hohes-kardiovaskulaeres-Risiko-unter-Erwerbstaetigen-durch-psychische-Faktoren (Datum des Zugriffs: 30.08.2022)
3 DGK Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. „Herzkrankheiten: Männer erkranken häufiger, Frauen sterben öfter daran“, https://dgk.org/pressemitteilungen/herzkrankheiten-maenner-erkranken-haeufiger-frauen-sterben-oefter-daran/ (Datum des Zugriffs: 30.08.2022)
4 Deutsche Herzstiftung „Herzinfarkt-Folgen: Das Leben danach“, https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt/herzinfarkt-folgen (Datum des Zugriffs: 31.08.2022)
5 aerztezeitung.de „Sport nach Infarkt kann Leben retten“, https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Sport-nach-Infarkt-kann-Leben-retten-230315.html (Datum des Zugriffs: 31.08.2022)
6 aerzteblatt.de „Rauchstopp lohnt auch nach Herzinfarkt“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/136719/Rauchstopp-lohnt-auch-nach-Herzinfarkt (Datum des Zugriffs: 31.08.2022)
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